IndustrieInsekten

Naturgetreue Insektenmodelle wie das der Natternkopf-Mauerbiene wurden eigens für die Ausstellung angefertigt. Um das Größenverhältnis zu verdeutlichen werden Original-Präparate des jeweiligen Insekts in der Vitrine präsentiert. Foto: LWL / Harms

Datum/Uhrzeit Date(s) - 13. Juni 2023 - 10:00 - 18:00 Uhr

Veranstaltungsort: Henrichshütte Hattingen
Adresse: Werksstraße 31-33, 45527, Hattingen

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Beschreibung:

Hattingen (lwl). Schillernde Farben, fremdartige Gestalten, erstaunliche Fähigkeiten: Insekten sind faszinierend. Weltweit gibt es über eine Million bekannte Arten. Doch die Bestände schwinden: In Deutschland steht von 33.000 Arten inzwischen jede zweite auf der „Roten Liste“. Die Fotografin Ute Matzkows und der Fotograf Klaus Rieboldt haben Insekten auf den Arealen der acht LWL-Museen für Industriekultur aufgespürt. Ihre beeindruckenden Fotografien stehen im Mittelpunkt einer neuen Ausstellung, die der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) am 17. Mai in der Henrichshütte in Hattingen eröffnet.

Bis Mitte Oktober werden die „IndustrieInsekten“ das historische Gebläsehaus des ehemaligen Hüttenwerks bevölkern. Das LWL-Museum zeigt insgesamt rund 150 Fotografien als Slideshows auf großformatigen Bildschirmen. Die „Leitinsekten“ der acht Museen – darunter prächtige Flieger wie die Gebänderte Prachtlibelle oder imposante Krabbler wie der Hirschkäfer – kommen auf hinterleuchtetem Textil groß heraus. Filme, detailgetreue Modelle, Mitmachstationen und viele Informationen zu den Fähigkeiten der Sechsbeiner, zur Bedrohung ihrer Lebenswelt und Möglichkeiten, selbst etwas zu tun ergänzen die Präsentation.

„Insekten sind ein Symbol für die faszinierende Vielfalt der Natur, die mehr und mehr bedroht ist. Ökologie ist ein Zukunftsthema, das gerade an den Industriemuseen richtig angesiedelt ist. Denn Orte wie die Henrichshütte standen 200 Jahre lang vor allem für die Zerstörung von Natur“, erklärte Dr. Georg Lunemann, der Direktor des LWL, am Montag (15.5.) bei der Vorstellung der Ausstellung. „Heute bieten die weitläufigen Areale im Umfeld der ausgedienten Fabriken wertvolle Lebensräume für Pflanzen und Tiere, darunter eben auch zahlreiche Insektenarten. Die Schönheit dieses Mikrokosmos direkt vor unserer Haustür zu zeigen und gleichzeitig auf seine Verletzlichkeit hinzuweisen, ist uns ein wichtiges Anliegen.“

Gefördert wird die Schau von der Nordrhein-Westfalen-Stiftung Naturschutz, Heimat- und Kulturpflege. Für deren Geschäftsführer Stefan Ast ist die Beschäftigung mit den Insekten eine Herzensangelegenheit. Tatsächlich haben Forscher:innen des Entomologischen Vereins Krefeld einen großen Anteil an dem „neuen Blick“ auf Bienen, Wespen, Schwebfliegen und Käfer. „Die inzwischen weltberühmte Krefelder Studie hat 2017 erstmals das ganze Ausmaß des Rückgangs der Insektenbestände dokumentiert und diesen Teil der Biodiversitätskrise aus wenig beachteten Fachzirkeln in den Bundestag und auf die Titelseiten von Zeitungen katapultiert“, erklärte Ast. Die NRW-Stiftung macht sich für den Schutz bedrohter Arten stark.

Nicht nur mit Ausstellungen wie den „IndustrieInsekten“, die nach Hattingen noch durch weitere Häuser tourt, sondern auch praktisch wollen die LWL-Museen für Industriekultur das Thema „Industrie-Natur“ zu einem Schwerpunkt machen. „Nach und nach hat die Natur unsere ehemaligen Industriegelände zurückerobert. Wir werden diese charakteristischen Folgelandschaften erhalten, untersuchen, in unsere Vermittlungsarbeit einbeziehen und somit unseren Beitrag zur Bewahrung von Lebensräumen, Artenvielfalt und Biomasse der Insekten leisten“, erklärte Museumsdirektorin Dr. Kirsten Baumann.

Die Ausstellung
In der Ausstellung ist jedem der acht Museen ein „Kubus“ gewidmet. Auf einem Bildschirm läuft jeweils eine Slideshow mit 18 Fotografien von Insekten, die Matzkows und Rieboldt auf den Arealen rund um die jeweiligen Häuser, auf Wiesen, Schotterflächen, an Mauern und Wasserflächen fotografiert haben. Das Spektrum reicht von bekannten Arten wie der Gemeinen Eintagsfliege und dem Marienkäfer über Bewohner spezieller Lebensräume wie dem Wasserläufer bis hin zu Exoten wie Flechtenbärchen, Grünrüssler oder Balkenschröter. Dem Leitinsekt können Betrachter auf Augenhöhe begegnen: Neben den großen Fotos gibt es eigens angefertigte, bis zu 120 Zentimeter große Modelle sowie ausführliche Steckbriefe zu Aussehen, Besonderheiten und Eigenschaften der Sechsbeiner.

An Hands-On-Stationen können Gäste zum Beispiel Töne dem richtigen Tier zuordnen, Insektenmemory spielen oder mit einem Scanner bei ausgewählten Produkten aus dem Supermarkt herausbekommen, welche unter „Mitarbeit“ von Insekten entstanden. Ihren Beitrag können Ökonomen inzwischen beziffern: Insekten bestäuben in Deutschland Pflanzen im Wert von 3,8 Milliarden Euro pro Jahr.

Naturgetreue Insektenmodelle wie das der Natternkopf-Mauerbiene wurden eigens für die Ausstellung angefertigt. Um das Größenverhältnis zu verdeutlichen werden Original-Präparate des jeweiligen Insekts in der Vitrine präsentiert.
Foto: LWL / Harms